Der Alte Liebe Preis, den der Presseclub Cuxhaven seit 2005 vergibt und der mit 3.000 Euro dotiert ist, erinnert an die ehemalige Cuxhavener Tageszeitung „Alte Liebe“ und deren langjährigen Schriftleiter Wilhelm Heidsiek, der 1944 von den Nationalsozialisten im KZ Neuengamme umgebracht wurde.
Am 1. Dezember 1919 erschien die erste Ausgabe der sozialdemokratischen Tageszeitung „Alte Liebe“ mit dem Untertitel „Cuxhavener Volksblatt für das hamburgische Amt Ritzebüttel und Umgegend“ im Verlag „Cuxhavener Volksblatt GmbH“. Die Leitung der Zeitung hatte der in Cuxhaven angesehene Redakteur Wilhelm Heidsiek übernommen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die „Alte Liebe“ am 4. März 1933 zunächst für fünf Tage und am 15. März 1933 endgültig verboten.*
Wilhelm Heidsiek, am 4. Januar 1888 in Preußisch-Oldendorf geboren, war gelernter Schrift- und Maschinensetzer, kam im Frühjahr 1910 nach Cuxhaven und war hier zunächst beim „Cuxhavener Tageblatt“ tätig. Hier wird er Gewerkschafts- und SPD-Mitglied. Nach einem beruflichen Wechsel nach Hamburg und den Kriegsjahren kehrt Heidsiek 1919 nach Cuxhaven zurück und gründet mit anderen SPD-Politikern die Tageszeitung „Alte Liebe“, deren Schriftleiter er von Anfang an ist. Später engagiert sich Heidsiek auch politisch, wird örtlicher SPD-Vorsitzender, Ratsherr und Fraktionsvorsitzender. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Verbot der „Alten Liebe“ musste Heidsiek mit Körperpflegemitteln hausieren gehen, um seine Familie zu ernähren. Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 wurde er im Rahmen der „Aktion Gewitter“ wie viele andere Menschen verhaftet. Zunächst war er einige Wochen in Cuxhaven im Gefängnis, dann wurde er in das KZ Neuengamme gebracht. Im Dezember erhielt Heidsieks Frau Martha eine Urne mit Asche und der Mitteilung, das ihr Mann am 7. November 1944 „an Herzschlag gestorben“ sei.*

(* Informationsbasis für diese Darstellungen sind entsprechende Artikel auf cuxpedia.de; ebenso wurde das Foto von Wilhelm Heidsiek dort entnommen)

Mit dem Alte Liebe Preis werden seit 2005 besondere journalistische Leistungen sowie Persönlichkeiten, die durch ihr Wirken besonders wichtige Impulse für Politik und Gesellschaft gesetzt haben, ausgezeichnet.

• 2005 Redaktionsteam der Cuxhavener Nachrichten sowie NDR-Hörfunk und Fernsehen für ihre Berichterstattung über das Tall Ships Race 2004 in Cuxhaven
• 2007 Walter Kempowski, Schriftsteller, Biograf und Chronist. Die Auszeichnung wurde ihm kurz vor seinem Tod in seinem Haus in Nartum übergeben
• 2009 Prof. Egon Bahr, Journalist, SPD-Politiker und Architekt der Ostverträge, Laudator war Dr. Henning Scherf, von 1995 bis 2005 Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen
• 2011 Dr. Heiner Geißler, Bundesminister a. D. und ehemaliger CDU-Generalsekretär. Laudator war Volker Herres, ARD- Programmdirektor
• 2013 Stefan Aust, Journalist, Autor, Medienunternehmer und „Spiegel“-Chefredakteur. Laudatorin war Generalbundesanwältin Prof. Monika Harms
• 2016 Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundesministerin und Bundestagspräsidentin a.D.. Laudator war Prof. Michael Rutz, ehemaliger Chefredakteur von SAT 1 und des "Rheinischen Merkurs"

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